Hope – dunkle Tage

5. Januar 2023

Eigentlich wollten wir das alte Jahr entspannt ausgehen lassen. Aber dann wurde Hope krank.
Es begann mit „ungewöhnlichen“ Gassirunden, die eher ein Spazierenstehen als ein Spazierengehen waren. Hope hockte sich alle paar Meter immer wieder hin um zu pinkeln. Es dauerte ewig lange ohne Ergebnis, allenfalls kamen ein paar Tröpfchen. Nachts musste sie stündlich in den Garten. Auch sonst veränderte sie sich, wollte sich kaum noch anfassen lassen, wurde grantig und äußerst schlecht gelaunt.
Aus eigener schmerzhafter Erfahrung tippte ich zuerst auf eine Blasenentzündung. Schmerztabletten von der Tierärztin halfen nicht viel. Ich musste eine Urinprobe von Hope abgeben. Und das bei meinem ängstlichen Hund. Aber es gelang mir, indem ich früh morgens im Dunkeln hinter Hope durch das nasse Gras im Garten gestapft bin und mittels einer Suppenkelle (!) ihren Urin auffing – unbemerkt oder zumindest toleriert. Die Tierärztin machte ein Röntgenbild und Ultraschall bei Hope.
Und da waren sie: viele hässliche Blasensteine, zu groß, um sie medikamentös aufzulösen. Auf dem Röntgenbild sieht man, wie viel Platz die Steine in der Blase einnehmen. Eine Operation war unumgänglich.

Im Röntgenbild sind deutlich die vielen Blasensteine zu sehen

 

Blasensteine im Ultraschall

Wenige Tage vor Weihnachten, am 14. Dezember musste Hope unter’s Messer.

Als Schutz und damit sie sich nicht die Wunde leckt, habe ich mich nach Rücksprache mit der Tierärztin für einen dieser unseligen Trichter entschieden. Zuvor hatten wir einen Medical Body probiert … äh … probieren wollen. Das scheiterte am verzweifelten Widerstand meiner Hündin. Sobald ich versuchte, den Body hinten zu schließen, geriet sie in helle Panik. Schrie, strampelte, biss nach mir. Sie hat schon immer Probleme, sich an den Hinterbeinen anfassen zu lassen oder sie festzuhalten. Selbst Druckknöpfe oder Klettverschlüsse an einem Hundemantel versetzen sie in Todesangst. Diesmal jedoch habe ich Hope noch nie in derartiger Angst und Panik erlebt, und nehme an, dass dies auf ihre traumatische Vergangenheit in Rumänien zurückzuführen ist.

Jetzt konnte nur noch der Trichter helfen. Am meisten litt wohl ich darunter. Hope ertrug das Teil mit großer Geduld und erstaunte mich wieder einmal, wie unglaublich anpassungsfähig Hunde sein können. Weil ihre Beinchen so kurz sind, funktionierte der Trichter manchmal wie ein Schneepflug und schaufelte Schnee und Dreck ein. Aber Hope lernte schnell, mit aufrechtem Kopf durchs Leben zu gehen, auch Treppenstufen hoch und runter. Eine Freundin erzählte mir von ihrem Hund, der gelernt hatte, mit dem Ding mit sich selbst Ball zu spielen. Er schleuderte den Ball mit dem Trichter hoch und fing ihn wieder auf …
Fasziniert hat mich auch die Taktik, mit der Hope aus ihrer kleinen Futterschüssel fraß: ein paar erste Versuche, bei denen sie nicht ran kam oder auf dem Rand der Schüssel aufstieß. Dann eine kleine Richtungsänderung und sie konnte den Trichter über die Schüssel stülpen und fressen.
Wie großartig sich Hunde anpassen, können sicher alle diejenigen von euch bestätigen, die ein Tier mit Handicap haben. Bei uns dauerte das „Drama“ zum Glück nur 10 Tage.

Hope mit Trichter

Zum Glück verlief die OP problemlos und die Narbe heilte schnell. Die Steine, die die Tierärztin zur Untersuchung eingeschickt hatte, erwiesen sich als Struvid-Steine. Mit einer speziellen Ernährung sollten sie nicht wiederkommen.
Wie sich sowas bildet? Es kann viele Gründe geben. Bei Hope nehme ich an, dass sie in ihrem Leben als Straßenhund und mit ihrer Größe (so dicht über dem Boden) vermutlich öfter unbehandelte Blasenentzündungen hatte. Wenn ich bedenke, welche Schmerzen die Kleine in den letzten Wochen erlitten haben musste, wundert es mich nicht, dass sie oft so grantig war, wenn ich sie angefassen wollte.
Hätte ich das früher erkennen bzw. einschätzen können? Leider sind unsere Vierbeiner ja so tapfer, dass wir oft gar nicht bemerken, wenn sie Schmerzen haben. Auf jeden Fall schadet es nicht, ungewöhnliche „Verhaltensauffälligkeiten“ vorab mit einem Tierarzt abzuklären.

Hopes Blasensteine (4 wurden schon eingeschickt)

An Weihnachten kam der große Moment der Freiheit. Es war Hopes „Weihnachtsgeschenk“, als ich ihr am 25. Dezember den Trichter abnahm. Den Anblick, als ihre Augen ganz groß wurden, werde ich nicht vergessen.
Und Hope beschäftigte sich die nächste halbe Stunde damit, nachzuholen, was sie mit dem Kragen nicht hatte tun können: Fellpflege, Lecken, Kratzen, sich auf dem Rücken wälzen und über den Teppich schuppern. Mein Hund war glücklich, zurück im Leben. Endlich!

Operationen für Tiere können sehr teuer werden. Ich habe zum Glück eine OP-Versicherung und möchte sie jedem Tierbesitzer nahelegen, zumal die Tierarztgebühren in diesem Jahr stark gestiegen sind. Die Stiftung Warentest hat 2021 Hundekranken- und Hunde-OP-Versicherungen getestet.

Mich hat die Situation emotional und psychisch enorm mitgenommen. Schon das ganze Jahr über war es mir mit Post Covid schlecht gegangen. Die Angst um Hope, mein Mitleid mit dem „armen Hund“ und die Sorgen vorher. Meine Nerven lagen blank.
Aber jetzt, wo es Hope gut geht, geht es auch mir wieder besser. Meine Kleine ist seit der OP ein völlig anderer Hund, ist fröhlich, gut gelaunt und gelassen. Ist sie früher bei Spaziergängen meist stehengeblieben oder hat sich ziehen lassen, können wir jetzt endlich wieder lange Spaziergänge machen, in denen sie munter vorausläuft. Das tut uns beiden gut.

Nach unserer böllerfreien Silvesterauszeit kann ich nun das neue Jahr endlich entspannt angehen und wünsche euch allen ein gutes und vor allem gesundes neues Jahr.

Hier noch ein lustiges Video zum Thema Trichter

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