Schutz bleibt unverzichtbar
Bejagung hilft Weidetierhaltern nicht. Herdenschutz ist die beste Lösung.
Seit 25 Jahren leben bei uns wieder Wölfe in Deutschland. Ein großer Erfolg für den Artenschutz: Heute leben über 200 Rudel in Deutschland, vor allem in Ost- und Norddeutschland. Doch trotz dieser positiven Entwicklung ist der Schutz des Wolfes weiterhin notwendig.
„Die Rückkehr der Wölfe zeigt, dass Artenschutzmaßnahmen wirken können, wenn sie ernst genommen und alle Betroffenen mit ins Boot geholt werden“, sagt NABU-Expertin für Wölfe und Weidetierhaltung Marie Neuwald, „Trotzdem ist das konfliktarme Nebeneinander von Wolf und Mensch kein Selbstläufer: Politische Forderungen etwa nach aktiver Bejagung werden die Notwendigkeit von Herdenschutz nicht ersetzen können.“
Wölfe lernen durch menschliche Bejagung nicht, mehr Abstand zu Weidetieren zu halten, da von ihnen keine Gefahr für sie ausgeht. Die Lösung liegt im konsequenten Herdenschutz. Erfahrungen der letzten Jahrzehnte zeigen, dass Herdenschutz vor allem durch Elektrozäune gut geeignet ist, Wölfe auf Distanz zu halten. Die allermeisten Risse finden auch heute noch an schlecht- oder ganz ungeschützten Weiden statt. Hier gilt es anzusetzen: Die Weidetierhaltung braucht Unterstützung im Herdenschutz, vor allem für die laufenden Kosten sowie weniger Bürokratie.
Die Herabstufung des Wolfes nach europäischer FFH-Richtlinie von „streng geschützt“ auf „geschützt“ erfolgt nicht auf Basis wissenschaftlicher Daten, sondern ist ein gefährlicher Präzedenzfall von Klientelpolitik. Das EU-Recht schreibt weiterhin vor, dass der Wolf in einen günstigen Erhaltungszustand gebracht und vor allem gehalten werden muss. Ein Freifahrtschein zur Jagd besteht somit nicht. Neuwald: „Bei allem notwendigen Schutz gibt es schon heute die Möglichkeit auf auffälliges Verhalten von Wildtieren zu reagieren, als letzte Option auch mit einem gezielten Abschuss. Dafür braucht es aber keine Gesetzesänderung, diese Ausnahmen sind bereits heute festgeschrieben“.
Wissenschaftliche Erkenntnisse müssen die Grundlage politischer Entscheidungen bleiben. Neuwald: „Wölfe gehören zu Deutschland – genau wie Weidetiere. Mit kluger Politik, praktikablem Herdenschutz und Sachlichkeit können wir ein konfliktarmes Miteinander ermöglichen.“
Erfahrungen zum Nebeneinander von Menschen, Wölfen und Weidetieren der letzten 25 Jahre zeigt der neue Infofilm „Wölfe und Menschen – Wege zur Koexistenz“: www.NABU.de/woelfe
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