NABU zur UMK: Bejagung ist kein Herdenschutz
Berlin – Der NABU sieht die neuen Ergebnisse des offiziellen Wolfsmonitorings als Beleg dafür, dass sich die Wolfspopulation in Deutschland stabilisiert und keineswegs unkontrolliert wächst. Gleichzeitig warnt der Verband vor den politischen Plänen, den Wolf ins Bundesjagdrecht aufzunehmen – ein Schritt, der aus NABU-Sicht weder notwendig noch zielführend wäre.
„Der Wolf ist, wie auch Umwelt- und Agrarminister*innen immer wieder betonen, Teil Deutschlands. Ein Tier, das nach Jahrhunderten in unsere Landschaft zurückgekehrt ist und hier seinen Platz gefunden hat“, sagt NABU-Wolfsexpertin Marie Neuwald. „Eine Aufnahme ins Jagdrecht wäre eine politische Fehlentscheidung, die uns bei der Akzeptanz und Koexistenz mit dem Wolf um Jahre zurückwerfen könnte.“
Im Monitoringjahr 2024/25 wurden laut DBBW (Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Wolf) 219 Wolfsrudel, 43 Paare und 14 sesshafte Einzeltiere in Deutschland festgestellt – insgesamt demnach 276 Wolfsterritorien. Eine Stagnation zum Vorjahr, in dem 274 Territorien nachgewiesen wurden. Damit setzt sich der Trend der vergangenen Jahre fort: Das Wachstum verlangsamt sich deutlich.
Neuwald betont: „Die Zahlen der letzten Jahre zeigen klar: Der Wolfsbestand wächst nicht unbegrenzt weiter, in manchen Regionen ist bereits eine Sättigung zu verzeichnen. Es gibt daher keine Notwendigkeit, eine reguläre Bejagung einzuführen. Zudem lernen Wölfe durch Abschüsse nicht, Abstand zu Weidetieren zu halten, das kann nur ein funktionierender Herdenschutz.“
Klar ist: Auch eine Bejagung wird nicht von der grundsätzlichen Notwendigkeit des Herdenschutzes entbinden, wenn das Ziel eine geringere Anzahl an Rissen ist.
Tatsächlich sank 2024 die Zahl der registrierten Nutztierrisse um rund 25 Prozent gegenüber dem Vorjahr, vor allem dank wirksamer Schutzmaßnahmen und engagierter Weidetierhalter*innen. Der NABU fordert daher, Mittel und Unterstützung für Herdenschutz weiter auszubauen, anstatt mit „Scheinlösungen“ wie der Jagd falsche Erwartungen zu wecken.
Besorgt zeigt sich der NABU auch über die alarmierende Zahl illegaler Wolfstötungen: 2025 wurden bislang acht, im Jahr 2024 sogar 16 illegal getötete Wölfe gefunden – mit vermutlich hoher Dunkelziffer. „Eine reguläre Bejagung könnte die Hemmschwelle für illegale Abschüsse sogar weiter sinken lassen“, so Neuwald.
Vor der bevorstehenden Umweltministerkonferenz (UMK) richtet der NABU daher klare Forderungen an Bund und Länder:
- Keine reguläre Bejagung des Wolfs – Abschuss darf es nur dort geben, wo konsequenter Herdenschutz überwunden wird.
- Klare Regeln im Problemfall – Sollte ein Wolf auffälliges Verhalten zeigen, muss es klar abgestimmte Regeln und Zuständigkeiten geben, ggf. auch für einen Abschuss.
- Bejagung nicht als Herdenschutz verkaufen – auch in einer bejagten Wolfspopulation wird technischer Herdenschutz nötig sein, solange es Wölfe in einer Region gibt.
- Herdenschutz ermöglichen durch gezielte Förderung, Beratung und Bürokratieabbau.
- Klare Haltung gegen illegale Tötungen und mehr Kapazitäten für Aufklärung.
- Grundsätzliche Stärkung der Weidetierhaltung – durch eine gezielte Finanzierung durch die künftige Ausgestaltung der EU-Agrarpolitik.
Mit mehr als 960.000 Mitgliedern und Fördernden ist der 1899 gegründete NABU der älteste und mitgliederstärkste Umweltverband Deutschlands. Der NABU engagiert sich für den Erhalt der Lebensraum- und Artenvielfalt, den Klimaschutz sowie die Nachhaltigkeit der Land-, Wald- und Wasserwirtschaft. Der NABU begeistert für die Natur und fördert naturkundliche Kenntnisse für ein aktives Naturerleben. Mehr Infos: www.NABU.de/wir-ueber-uns



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