Buchtipp: Hunde ohne Menschen

15. Februar 2023

Hunde ohne Menschen
Ein Gedankenexperiment
Mark Bekoff & Jessica Pierce
Kynos
208 Seiten
ISBN 978-3954642809
26,00 €

Zum Buch

Das sagt die Redaktion

Wir alle wollen, dass unsere Hunde glücklich sind und ein gutes Leben haben. Wir bieten ihnen Nahrung, Pflege und Schutz. Vielleicht sind wir mit einer vermessenen Arroganz davon überzeugt, dass Bello & Co ohne uns nicht überleben könnten. Wenn Sie sich da mal nicht täuschen. Denn genau das – ohne uns überleben – könnten sie, es würde ihnen sogar besser gehen.
Relativ unbekannt ist, dass nur zwanzig Prozent der eine Milliarde Hunde auf der Welt Haushunde sind. Achtzig Prozent leben als Streuner oder Freigänger so wie meine Hündin, die vor zwei Jahren aus dem rumänischen Tierschutz zu mir gekommen ist. Sie ist der Grund, warum ich dieses Buch gelesen habe. Ich wollte verstehen, wie sie (auf der Straße) gelebt hat. War sie glücklich oder hat sie ihre vermeintliche „Rettung“ in einen goldenen Käfig gebracht. Braucht sie mich? Brauchen uns Hunde überhaupt?
Genau diese Fragen stellen sich Bekoff & Pierce in diesem äußerst spannenden Gedankenexperiment.

Wie wäre das Leben von Hunden ohne die Unterstützung von Menschen? Wie verändern sie sich in der ersten und in folgenden Generationen? Wie passen sie sich an die neuen Lebensbedingungen an? Welche Rassen werden überleben?
Wir ahnen es schon. Es ist vor allem die Zuchtauslese nach Aussehen oder Nützlichkeit (für uns Menschen), bei der viele „Modehunde“ innerhalb kürzester Zeit aussterben würden. Nehmen wir die Bulldogge, bei der der Schädel des Fötus im Verhältnis zum Geburtskanal der Mutter zu groß ist, so dass die Welpen mit Kaiserschnitt zur Welt gebracht werden müssen. Oder Hunde, die durch ihre kurzen Schnauzen Atemprobleme haben. Sie wären die ersten Verlierer der Überlebenslotterie.
Das Überleben posthumaner Hunde hängt von vielen Faktoren ab, am meisten von ihrer Anpassungsfähigkeit. Große Hunde, kleine Hunde, Mischlinge, soziale Hunde, kooperative Hunde. Hätten Hunde, die sich mit Kojoten oder Wölfen paaren bessere Überlebenschancen? Die Autoren spekulieren und spielen verschiedene Varianten durch.

Hätten Sie’s gedacht? Die meisten posthumanen Tiere würden sogar schon in den ersten Tagen sterben, weil sie die Türen ihrer Wohnungen und Häuser nicht öffnen können. Wieder ein Vorteil von Freigängern und Streunern. Sie zu erforschen, wäre nach Auffassung der Autoren der beste Ansatz, um abzuschätzen, wie es Hunden ohne uns erginge. Leider beschäftigt sich die wissenschaftliche Hundeforschung überwiegend mit Haushunden.

Wir lernen in diesem Buch ganz nebenbei sehr viel über Genetik und Evolution.
Die Frage, ob sich Hunde in einer Welt ohne Menschen eventuell in Wölfe zurückverwandeln werden, weil sie ja vom Wolf abstammen, beantworten die Autoren mit einer der wichtigsten Kernaussagen des Buches: „Die Evolution verläuft nur in eine Richtung. Sie erstreckt sich in die Zukunft und es gibt kein Zurück.“

„Hunde ohne Menschen“ nimmt uns mit auf eine Reise in eine hypothetische Welt der posthumanen Hunde und bietet eine völlig neue Perspektive auf unsere vierbeinigen Familienmitglieder. Es verändert unsere Sicht auf die Hundehaltung und auf unsere tierischen Freunde.

Mich hat das Buch demütig und auch traurig gemacht. Demütig, weil wir Menschen uns für den Mittelpunkt der Welt halten und dabei nur allzu oft vergessen, dass Hunde ein bedeutender Teil dieser Welt sind.
Traurig, weil das Buch uns die Augen öffnet, welches Leben wir unseren Freunden zumuten. Ja, wir füttern und streicheln sie, sie schlafen in unseren Betten und wir lieben sie über alles. Aber sie zahlen einen hohen Preis: den Preis der völligen Unfreiheit. Sie können nicht entscheiden, mit wem sie leben, wohin sie gehen, was sie fressen, mit wem sie sich paaren wollen und vieles mehr. Sie sind unsere Gefangenen.
Darum ist das Mindeste, was wir ihnen schulden, Respekt, Rücksicht und ein bestmögliches Leben in dem sie ihre natürlichen Verhaltensweisen leben können.

Wer mehr über Streuner und Freigänger wissen möchte, dem empfehle ich unbedingt das Buch von Stefan Kirchhoff: „Streuner! Straßenhunde in Europa“, das einen neuen Einblick in das Leben von Straßen- und Freigängerhunden gibt.

 

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