Buchtipp: Die geheime Welt der Strassenhunde

1. September 2025

Die geheime Welt der Strassenhunde
Neue Beobachtungen mit GPS-Messungen
und was wir für unsere Hunde daraus lernen können
Sarah Fink
Kosmos Verlag, 2025
216 Seiten
ISBN ‎9783440181867
25,00 €

Video
Eine Reise in die geheime Welt der Straßenhunde hier …

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Die Autorin
Sarah Fink ist Hundetrainerin und hilft dort, wo andere aufgeben. Ihr Spezialgebiet sind Problemhunde und Hunde aus dem Tierschutz. Mit ihrem Mann, ihrem Border Collie und mit wechselnden Pflegehunden reist sie mehrere Monate jährlich, um das Verhalten von Straßenhunden zu beobachten.

Inhalt
Sarah Fink beobachtet seit Jahren Straßenhunde. Für ihr Buch begibt sie sich auf eine sechsmonatige Reise durch Europa, bei der sie Straßenhunde mit GPS-Aktivitäts-Trackern ausstattet und ihr Verhalten beobachtet. Diese faszinierende Reise eröffnet einen einzigartigen Einblick in die geheime Welt der Straßenhunde und zeigt, wie unterschiedlich sie leben und agieren. Ihre Ergebnisse sind überraschend: Keiner der Hunde entspricht den üblichen Schlafmustern, die in Ratgebern und Hundeschulen beschrieben werden. Einige Hunde legen täglich große Distanzen zurück und spielen aktiv mit Artgenossen, während andere eine ruhige, beobachtende Haltung einnehmen. Sarah Finks Beobachtungen laden dazu ein, das individuelle Verhalten der Hunde neu zu entdecken.
Mit zahlreichen, wunderschönen Fotos.

Kommentar
Ich teile mein Heim mit einer Streunerin aus Rumänien, die fünf Jahre auf der Straße gelebt haben soll und die heute geschätzt neun Jahre alt ist.
Als sie mir durch den Auslandstierschutz vermittelt wurde, bin ich ziemlich blauäugig in dieses Abenteuer gegangen und habe vieles falsch gemacht. Was mir am meisten gefehlt hat, war Transparenz. Eine Anleitung. Was war ihre Vorgeschichte? Wie konnte ich ihr helfen? Sie hatte Angst und schien traumatisiert. Was hat sie erlebt? Nach meiner persönlichen Erfahrung ist es äußerst schwer, den Hintergrund eines solchen Tieres herauszufinden. Man will helfen, retten und dem Hund ein möglichst glückliches Leben ermöglichen, aber wie?

Sarah Finks Buch räumt mit Vorurteilen auf und zeigt, dass nicht alle Hunde, die im Ausland auf der Straße leben, unglücklich sind und gerettet werden müssen oder wollen. Und nicht jeder Hund hat ein schlechtes Leben und wird misshandelt.

Das Leben von Streunern und der Auslandstierschutz sind Themen, die stark polarisieren und die man differenziert betrachten muss. Ich urteile daher an dieser Stelle nicht über Straßenhunde per se oder darüber, ob man ein solches Tier aufnehmen soll oder nicht. Ich kann nur aus meiner Erfahrung berichten und was mir geholfen hat.

Jeder Hund ist individuell und hat ein ganz eigenes Leben. Vor allem gibt es nicht „den“ Streuner. Ich habe – Dank des Buches und eines Gutachtens von Stefan Kirchhoff (s.u.) – herausgefunden, dass meine Hündin vermutlich eine „Besitzerhündin“ war, sie bei einem Menschen gelebt hat und tagsüber rausgelassen wurde. Spätere Untersuchungen haben auch gezeigt, dass sie verletzt wurde (gebrochene Beine)
Sie hatte Angst vor vielem, ließ sich aber dennoch streicheln. Alles in allem eine Mischung aus Vorsicht, Abstand und Freundlichkeit.

Jedem, der bereits einen Hund aus dem Ausland hat, oder der einen aufnehmen will, empfehle ich dringend, sich vorher ausführlich zu informieren. Mir haben dabei drei Bücher ungemein geholfen:

  1. „Die geheime Welt der Strassenhunde“ von Sarah Fink,
  2. „Streuner-Hunde“, von Kate Kitchenham
  3. „Streuner! Straßenhunde in Europa“ von Stefan Kirchhoff

Diese Bücher sind großartige Augenöffner und helfen, sich in die Welt der Hunde zu versetzen.

Was mir besonders gefallen hat: Sarah Fink ist bei ihren Recherchen bemüht, sich nicht „einzumischen“. Sie beobachtet und sammelt Daten, nimmt aber keine Hunde mit nach Hause, obwohl ihr das sicher oft schwerfällt, was aber von großem Respekt zeugt – nicht nur gegenüber den Tieren, sondern auch ihren vermeintlichen Besitzern.
Das Einzige, was aus der Sicht der Autorin wirklich hilft, die Situation der Tiere zu verbessern, sind Kastrationsprojekte.

Fazit:
Auf der Straße ist nicht alles schlecht. Bei den Hunden gibt es Familien, Freundschaften, Nahrung und meist auch ein Dach über dem Kopf. Wir können nicht alle Hunde retten und sollten dies auch nicht tun. Wir müssen respektieren, dass die Tiere anders leben, als sie unserer Meinung nach leben sollten. Aber wenn wir einen Streuner aufnehmen und ihm ein Zuhause geben, dann liegt es in unserer Verantwortung, uns so gut wie möglich zu informieren, um ihm ein möglichst artgerechtes Leben in seiner neuen Heimat zu ermöglichen.

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