Sind Flüsse Lebewesen?
Robert Macfarlane
Ullstein Hardcover 2025
416 Seiten
ISBN 978-3550202506
29,99 €
Inhalt
Sind Flüsse bloße Materie und Ressource für Menschen und Tiere? Keineswegs, sagt Robert Macfarlane: Sie sind eigenständige Lebewesen mit Rechten. Flüsse sollen frei von Verschmutzung fließen – und ein gesundes, von Menschenhand ungestörtes Ökosystem entwickeln dürfen. Mit diesem radikalen Konzept nimmt uns Macfarlane in seinem neuen Buch mit auf eine globale Reise, die unser Bewusstsein verändern wird.
Kommentar
Dass Menschen Rechte, insbesondere Grundrechte, haben, ist für uns selbstverständlich. Aber nicht nur sie, sondern auch unsere Ökosysteme – einschließlich Bäume, Ozeane, Tiere und Berge – sie alle haben genauso Rechte wie Menschen. Bei den Rechten der Natur geht es darum, das, was gut für den Menschen ist, mit dem, was gut für andere Arten und für den Planeten als Ganzes ist, in Einklang zu bringen. Es ist die ganzheitliche Erkenntnis, dass alles Leben und alle Ökosysteme auf unserem Planeten eng miteinander verbunden sind.
Robert Macfarlane ist eine Nature-Writing-Ikone. „Berge im Kopf“, „Alte Wege“ und „Im Unterland“ sind nur einige seiner Werke, die bekannt sind für ihre Poesie, eine philosophische Tiefe und eine zutiefst ethische Beziehung zur Erde. Mit „Sind Flüsse Lebewesen?“ setzt der Autor diese Tradition fort. Das Buch ist sowohl ein Reisebericht als auch eine Meditation über die Natur. Es fordert auf, Flüsse nicht nur als Ressourcen oder Grenzen zu betrachten, sondern als Lebewesen, die Empathie, Rechte und Ehrfurcht verdienen.
In weiten Teilen der Welt befinden sich die Flüsse in einem schlechten Zustand oder schlimmer, woran vor allem die Gier der Unternehmen und die große Zahl der Menschen schuld sind.
Wie wir unsere Beziehung zur Natur sehen, ist eine wichtige Frage, die Menschen auf der ganzen Welt neu überdenken. Auf der Suche nach Antwort hat der Autor drei ausgedehnte Reisen unternommen nach Ecuador, Südindien und Kanada. Dort hat er Menschen getroffen, die jedes Gewässer bereits als lebendig ansehen und oft in dessen Nähe leben. Menschen, die bestimmten Flüssen das Recht auf einen ununterbrochenen Flusslauf zuerkannt und Gremien eingerichtet haben, die für die Flüsse sprechen sollen. Denn es geht nicht nur um die Wasserläufe, sondern auch um uns.
Macfarlanes Buch bietet in jedem Kapitel einen Blick auf die lebendigen, sich ständig verändernden Flüsse, wie sie heute existieren, und hinterlässt bei den Lesern ein tiefes Verständnis für ihre Zerbrechlichkeit und einen daraus resultierenden Drang, sie zu erhalten.
Die Flüsse in diesem Buch werden nicht sentimentalisiert; sie sind verschmutzt, gestaut, zum Schweigen gebracht – und doch haben sie unverkennbar Bestand.
Macfarlanes wirft eine kontroverse Idee auf: Sollten Flüsse Rechtsansprüche haben? Auf den ersten Blick scheint die Idee lächerlich: Wie kann ein Fluss Rechte haben, wenn er keine Person ist? Aber, wie der Autor betont, haben auch Unternehmen Rechte, und auch sie sind keine Menschen. Würden wir Flüsse wie Lebewesen behandeln, die Anspruch auf bestimmte Rechte haben, würde das Gesetz sie vielleicht besser schützen und sie in einem gesünderen Zustand belassen – ein Ergebnis, das nicht nur für die Flüsse, sondern auch für die Lebewesen selbst, einschließlich der Menschen, von Vorteil wäre.
Robert Macfarlanes „Sind Flüsse Lebewesen?“ ist ein ökologisches Sachbuch, das die Lebendigkeit und Integrität der Natur erforscht. Es ist ein wirkungsvolles Buch mit einer klaren Botschaft und ein echter Genuss: voller Poesie und Leidenschaft, und oft auch humorvoll unterhaltend. Macfarlane gelingt es, die Leser hineinzuziehen in die Natur, sie eintauchen zu lassen in die nasse Umarmung eines Flusslaufes.
Was dieses Buch von ähnlichen Umweltbetrachtungen unterscheidet, ist die intensive Auseinandersetzung mit den Perspektiven der Ureinwohner. Die Kraft von „Sind Flüsse Lebewesen?“ liegt im menschlichen Element.
Besonders lesenswert und informativ sind auch Danksagung und Nachhall am Ende des Buches
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